Tübingen im Wandel

Transition-Stadt Initiative

Über die Saatgutverordnung und das Freihandelsabkommen

| Keine Kommentare

Quelle: Wolfgang Ritter, Bio-Verbraucher e.V. – Info-Brief 38/ April 2014 –

Liebe Leserinnen und Leser,
Zusammen mit anderen Organisationen und vielen engagierten Bürgern konnten wir die EU-Parlamentarier davon überzeugen, die Saatgut-Verordnung der Kommission zurückzuweisen.

800.000 Menschen hatten die Petition „Freiheit für die Vielfalt“ gegen die Saatgut-Verordnung unterschrieben. Viele (Bio-)Verbraucher und Landwirte haben gebebt vor Zorn, als sich kürzlich die
Bundesregierung bei der Abstimmung über die Zulassung der Genmaissorte 1507 von Pioneer/ DuPont in Brüssel enthielt. Ein Schlag ins Gesicht der Verbraucher bedeutete auch die EU-Entscheidung: Pollen sind „natürlicher Bestandteil“ von Honig. Das bedeutet: Honig, der gentechnisch veränderte Pollen enthält, muss in Zukunft nicht mehr als solcher gekennzeichnet werden! Wir fordern jetzt: Alle Lebensmittel, wie Fleisch, Milch und Eier, die mit Hilfe gentechnisch veränderter Futterpflanzen erzeugt wurden, müssen gekennzeichnet werden! Unterzeichnen Sie den Aufruf von foodwatch: www.foodwatch.de/aktion-gentechnik
Das geplante Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP = Transatlantic Trade and Investment Partnership oder TAFTA = Trans-Atlantic Free Trade Agreement) wird uns weiter beschäftigen. Im März fand die vierte Verhandlungsrunde statt. Zur Frage des Zollabbaus hätten sich beide Seiten angenähert, hieß es danach. Hintergrund: Die amerikanische Industrie wünscht Ihre Umsatzzahlen für Europa zu steigern. Wir sehen die Gefahr der Aufweichung höherer europäischer Standards – Chlor-Hühnchen, Klon- und Hormonfleisch und genmanipuliertes Saatgut könnten dann auch bei uns landen. Auch europäischen Politikern gefällt nicht, dass die Verhandlungen geheim geführt werden und man kaum etwas über Inhalte erfährt. Wenn TTIP kommt, könnten amerikanische Konzerne Regierungen einzelner europäischer Länder verklagen, wenn sie glauben, dass ihnen durch deren Abwehrmaßnahmen Gewinne entgehen. Verhandlungen werden nicht vor ordentlichen Gerichten geführt sondern vor Schiedsstellen, die mit Industrieanwälten besetzt sind. Strafgelder in Milliardenhöhe drohen. Während multinationale Konzerne und die ihnen hörigen Politiker danach trachten die kleinbäuerliche Landwirtschaft auszuschalten (siehe auch meine Darstellung der „Zangen-Politik“ im Leitartikel zu Info-Brief 35/ Juli 2013), arbeiten wir Verbraucher in der
Metropolregion Nürnberg daran, Kleinbauern unsere Mitverantwortung für ihre künftige Existenz in SoLaWi-Projekten (SoLaWi = solidarische Landwirtschaft) zu zeigen. Zu den Höfen kann man in eine besondere Beziehung treten,
durch Mitgestaltung, Mitentscheidung, Mitarbeit, Mitfinanzierung. Man kann zum „Mitbauern“ werden. Die Inhaber dieser Höfe freuen sich auf das Engagement verantwortungsvoller Verbraucher und möchten gerne ihre Ernte mit ihnen teilen. Das ist nur eine Möglichkeit die Zukunft selber in die Hand zu nehmen.

Schreibe einen Kommentar